Armut, Biologie und das Risiko gewaltsamer Konflikte: Neue Perspektive.

Warum brechen in manchen Ländern immer wieder bewaffnete Konflikte aus, während andere trotz sozialer Probleme stabil bleiben? Die Forschung hat viele Antworten – von politischer Instabilität über ethnische Spannungen bis zu wirtschaftlichen Faktoren. Unsere neue Analyse globaler Daten (1960–2024-UCDP/PRIO Armed Conflict Dataset). legt den Fokus auf einen oft unterschätzten Zusammenhang: Armut als biologischer Brandbeschleuniger für kollektive Gewalt.

Was sagen die Daten?

Wir haben internationale Zeitreihendaten zu Arbeitslosigkeit, Armut und bewaffneten Konflikten für über 100 Länder ausgewertet. Das Ergebnis ist eindeutig: Arbeitslosigkeit hat keinen signifikanten Einfluss auf das Risiko für Konflikte. Stattdessen ist Armut ein stärkerer und robuster Prädiktor: In Jahren mit hoher Armutsquote steigt die Wahrscheinlichkeit für einen bewaffneten Konflikt um fast 2 % pro Prozentpunkt Armut – und das sogar mit einem Vorlauf von mindestens einem Jahr.

Armut und Konfliktrisiko im Vergleich

Die biologische Perspektive: Wenn der Hunger regiert.

Warum ist Armut so viel gefährlicher als Arbeitslosigkeit? Neben ökonomischen und sozialen Erklärungen rückt die Biologie des Menschen in den Mittelpunkt: Existenzielle Not aktiviert den Nahrungs- und Selbsterhaltungsinstinkt. Wo die Grundbedürfnisse (Nahrung, Wasser, Sicherheit) nicht mehr gesichert sind, sinkt die Hemmschwelle für Gewalt deutlich. Menschen sind dann eher bereit, sich an kollektiven Auseinandersetzungen zu beteiligen, um Zugang zu lebensnotwendigen Ressourcen zu erzwingen.

Diese Sichtweise ergänzt klassische Theorien wie das „Greed-and-Grievance“-Modell und macht deutlich, warum Armut ein so starker Treiber für Konflikte ist: Sie bedroht das Überleben und aktiviert grundlegende biologische Mechanismen.

Fazit:

Die Ergebnisse zeigen: Wer Konflikte verhindern will, muss die existenziellen Grundlagen sichern. Armutsbekämpfung ist nicht nur ein humanitäres, sondern auch ein sicherheitspolitisches Ziel. Die Rolle der Biologie – und damit der Grundbedürfnisse – sollte in der Konfliktforschung und Politik stärker berücksichtigt werden.

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What Drives Armed Conflict? A Comparative Look at socioeconomic and ethnic Risk Factors.

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Die Psychologie des Feindes: Wie Mechanismen der Feindbildkonstruktion Gesellschaften prägen.