AfD und BSW – Brüder im Protest? Überraschende Nähe 2025.

Die deutsche Parteienlandschaft verändert sich rasant. Mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat das Parteiensystem einen neuen Spieler erhalten, der sich zwischen Sozialkritik, Friedenspolitik und Migrationsthemen positioniert. Gleichzeitig bleibt die Alternative für Deutschland (AfD) auf Höhenflug und gewinnt Wähler vor allem durch ihre harte Linie in der Migrations- und Gesellschaftspolitik.

Doch die zentrale Frage lautet: Wo überschneiden sich die Wählergruppen von AfD und BSW – und wo verlaufen klare Trennlinien? Denn hier liegt einer der spannendsten Konflikt- und Wechselkorridore für die Bundestagswahl 2025.

1. Die Schnittmengen: Protest und Migration.

Eine aktuelle YouGov-Analyse (2025) zeigt:

  • Migration & Asylpolitik: Sowohl AfD- als auch BSW-Wähler sind unzufrieden mit der aktuellen Politik. Viele empfinden Zuwanderung als Belastung und fordern Begrenzungen.

  • Protesthaltung: Beide Parteien ziehen Wähler an, die sich von den etablierten Parteien nicht mehr vertreten fühlen. Vor allem die Ampel-Koalition gilt als Ursache vieler Probleme.

Die Typologie-Analyse (D.Schwarz„Potential Voter Switching to the AfD, 2025“) zeigt:


Besonders der Typus „Migration-Critical Left Traditionalist“ im BSW ist der Hauptkorridor Richtung AfD. Hier treffen sich Arbeiter-Milieus, Unzufriedenheit, migrationskritische Sicht – kombiniert mit dem Gefühl, die Politik kümmere sich nicht um die „eigene Bevölkerung“.

2. Die Unterschiede: Sozialstaat und Frieden.

Doch: Trotz dieser Überschneidungen gibt es große Differenzen.

  • Sozialpolitik:
    BSW-Wähler fordern mehr Sozialstaat, Umverteilung, stärkere Arbeitnehmerrechte.
    AfD-Wähler legen mehr Fokus auf nationale Solidarität und Eigenleistung.

  • Außenpolitik & Krieg:
    BSW-Wähler tendieren klar zum Pazifismus („Keine Waffen in Kriegsgebiete“).
    AfD-Wähler teilen zwar die Skepsis gegenüber Waffenlieferungen, verbinden sie aber stärker mit Nationalismus und Anti-NATO-Haltungen.

Das bedeutet: Die Brücke BSW ↔ AfD ist eng gebaut, aber brüchig. Nicht jeder BSW-Wähler wird zum AfD-Sympathisanten, selbst wenn er migrationskritisch ist.

3. Strategischer Ausblick für 2025

  • Für die AfD:
    Es lohnt sich, das Feld der Migration-kritischen Sozialmilieus gezielt anzusprechen – allerdings droht hier ein Clash mit dem sozialen Anspruch.

  • Für das BSW:
    Chance, als Ventil für Protest zu dienen, aber ohne ins AfD-Milieu abzugleiten. Besonders das Thema Frieden und sozialer Ausgleich könnte eine klare Differenzierung bieten.

  • Für SPD und Linke:
    Gefahr, dass verlorene Stammwähler nicht zurückkommen, weil die „Protestachse“ AfD/BSW attraktiver wirkt.

Fazit:

Ja, AfD und BSW sind Brüder im Protest – aber keine Zwillinge.

  • Sie teilen sich die Unzufriedenen und migrationskritischen Milieus.

  • Sie unterscheiden sich klar in Sozialpolitik und Friedensfragen.

Für den Wahlkampf  heißt das:

  • Die AfD versucht, BSW-Wähler auf ihrer „rechten Flanke“ einzusammeln.

  • Das BSW wird alles daransetzen, diese Wechsel zu verhindern – durch eine sozial und friedensorientierte Rahmung seiner Botschaften.

Wer diesen Korridor gewinnt, könnte über die Mehrheitsfrage entscheidend mitbestimmen.

Quelle:

Dmitri Schwarz - The Perfect Switching Voter in Germany ‘s Multi-Party System 2025. A Typology- and Overlap-Based method for Capturing Potential.

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