Bundeshaushalt (2022–2026): Was hat sich geändert? Wo liegen die Trends?

1) Gesamtvolumen: wieder ansteigend.

  • 2022: 495,8 Mrd. €

  • 2023: 461,2 Mrd. € (Konsolidierungsdelle nach Krisenprogrammen)

  • 2024: 476,8 Mrd. €

  • 2025: 502,5 Mrd. €

  • 2026 (Entwurf): 520,5 Mrd. €
    Trend: Nach 2023 steigt das Volumen wieder an; 2026 läge ca. 11–13 % über 2023.

2) Große Blöcke (Anteile am Gesamthaushalt)

  • Arbeit & Soziales (Epl. 11): stabil sehr hoch, 2026 ca. 37,9 % (197,4 Mrd. €).

  • Verteidigung (Epl. 14): deutlich aufwärts – 2026 ca. 15,9 % (82,7 Mrd. €). Klarer Aufwuchspfad.

  • Allgemeine Finanzverwaltung (Epl. 60) und Bundesschuld (Epl. 32): zusammen signifikant; 2026 ca. 8,9 % (AFV) und 6,6 % (Schuld). Der Schuldendienst bleibt relevant, sinkt anteilig gegenüber 2025 (wo Schulden und Rücklagenbewegungen höher waren), steigt aber nominal weiter.

  • Verkehr (Epl. 12): 2026 ca. 5,4 % (28,2 Mrd. €) – Investitionspriorität.

  • Forschung/Technologie/Raumfahrt (Epl. 30): 2026 ca. 4,1 % (21,3 Mrd. €) – konsistente Priorisierung von F&E.

  • Inneres (Epl. 06): 2026 ca. 3,1 % (16,0 Mrd. €); Bildung/Familie/Jugend (Epl. 17): 2,8 % (14,7 Mrd. €).

Trends:

  • Verteidigung: klarer, kräftiger Aufwuchs 2024 → 2026.

  • Soziales: hohe, leicht steigende Basis – strukturell dominante Ausgabenposten.

  • Investitionen in Verkehr/F&E: werden im Jahr 2026 betont (trotz Konsolidierungsdruck).

  • Schuldendienst/AFV: schwankende Anteile je nach Zins-, Finanz- und Sondervermögensflüssen.

3) Außen, Entwicklung, Klima/Umwelt, Kanzleramt (kleinere, aber aussagekräftige Posten)

  • Auswärtiges Amt (Epl. 05): 2023 7,48 Mrd. € → 2025 5,89 Mrd. € → 2026 6,06 Mrd. € (nominal leichter Rückgang ggü. 2023, danach leichte Stabilisierung).

  • BMZ – Entwicklungszusammenarbeit (Epl. 23): 2023 12,16 Mrd. € → 2025 10,31 Mrd. € → 2026 9,94 Mrd. € (deutsche Reduktion vs. 2023, weiter moderat sinkender Pfad).

  • Umwelt/ Klimaschutz/ Naturschutz (Epl. 16): 2023 2,45 Mrd. € → 2025 2,69 Mrd. € → 2026 2,85 Mrd. € (moderate Steigerung ab 2025).

  • Kanzleramt (Epl. 04): 2023 3,90 Mrd. € → 2025 4,04 Mrd. € → 2026 4,90 Mrd. € (moderater Aufwuchs).

  • Wohnen/Bauen (Epl. 25): 2023 7,33 Mrd. € → 2025 7,37 Mrd. € → 2026 7,60 Mrd. € (nahezu seitwärts, leichter Anstieg 2026).

  • Landwirtschaft/Ernährung (Epl. 10): 2023 7,25 Mrd. € → 2025 6,88 Mrd. € → 2026 6,99 Mrd. € (leichter Rücksicht ggü. 2023, dann Stabilisierung).

  • Finanzen (Epl. 08): 2023 9,67 Mrd. € → 2024 9,81 Mrd. € → 2026 10,78 Mrd. € (Anstieg 2026).

Trends:

  • Außen/Entwicklung: klarer Konsolidierungspfad – stärkste Relativkürzungen beim BMZ (und real wohl auch beim AA ggü. 2023).

  • Klima/Umwelt (Epl. 16): leichte Steigerung nach 2023, bleibt aber relativ klein.

  • Wohnen/Bauen: Bedarf hoch, Mittel relativ seitwärts – politisches Spannungsfeld.

  • Zentrale Verwaltung (Kanzleramt, Finanzen): Moderator Aufwuchs.

4) Politische Ordnung der Verschiebungen

  • Sicherheits- und Verteidigungsschub: Verteidigungsausgaben steigen kräftig – NATO-Fähigkeitsziele/Zeitenwende spiegeln sich klar im Etat breiter.

  • Sozialer Sockel bleibt hoch: Demografie, Rente, Grundsicherung treiben Epl. 11; Konsolidieren ohne Strukturreformen ist schwer.

  • Internationale Handlungsfähigkeit: Reduktionen bei BMZ (und tendenziell AA) deuten auf Prioritätenverschiebung nach innen/Sicherheit; Risiko für Einfluss und Krisenprävention.

  • Standort/Innovation: Verkehr und F&E steigen 2026 – Hinweis auf Wachstums-/Transformationsagenda.

  • Schuldendienst und Finanzflüsse: Anteile schwanken; Zinsumfeld bleibt fiskalische Herausforderung.

5) Risiken und Ausblick

  • Zins- und Schuldenpfad: Bei anhaltenden höheren Zinsen bleibt Bundesschuld ein wachsender Kostentreiber.

  • Investitionslücke vs. Schuldenbremse: Der 2026-Entwurf zeigt Priorisierung, aber das Niveau könnte für Transformation/Infra weiterhin eng sein.

  • Außen- & Entwicklungskürzungen: Kurzfristig fiskalisch entlastend, strategisch (Migration, Stabilität, Klimaanpassung) potenziell kontraproduktiv.

  • Sozialsysteme: Ohne Reformen steigen strukturelle Ausgaben; Spielräume für Zukunftsinvestitionen bleiben begrenzt.

Fazit:

🔺 Größte Gewinner:

  • Verteidigung : +32,6 Mrd. € (+65%) – klarer Zeitenwende-Effekt

  • Arbeit & Soziales : +31,2 Mrd. € (+19%) – demografischer Druck

  • Verkehr : +9,7 Mrd. € (+53%) – Infrastruktur-Offensive

  • Bundesschuld : +6,1 Mrd. € (+22%) – Zinslasten steigen

  • Allg. Finanzverwaltung : +5,6 Mrd. € (+14%)

🔻 Größte Verlierer:

  • BMZ (Entwicklung) : −2,2 Mrd. € (−18%) – deutliche Konsolidierung

  • Auswärtiges Amt : −1,4 Mrd. € (−19%) – Außenpolitik unter Druck

  • Landwirtschaft : −0,3 Mrd. € (−4%)

⚖️ Moderate Gewinner:

  • Umwelt/Klima : +0,4 Mrd. € (+16%)

  • Kanzleramt : +1,0 Mrd. € (+26%)

  • Wohnen/Bauen : +0,3 Mrd. € (+4%) – trotz hohem Bedarf nur minimal

Quelle:

https://www.bundeshaushalt.de/DE/Bundeshaushalt-digital/bundeshaushalt-digital.html

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