Ethnische Fragmentierung als Treiber bewaffneter Konflikte? – Eine quantitative Analyse.

Die Frage, warum bewaffnete Konflikte ausbrechen und eskalieren, beschäftigt Forscher:innen und politische Entscheidungsträger seit Jahrzehnten. Ein zentraler Faktor, der immer wieder diskutiert wird, ist die ethnische Fragmentierung – also die Vielfalt und Heterogenität ethnischer Gruppen innerhalb eines Landes.

In der aktuellen Studie habe ich mithilfe von Daten des Uppsala Conflict Data Program (UCDP) und des Historical Index of Ethnic Fractionalization (HIEF) 2.154 Konfliktfälle aus 84 Ländern über den Zeitraum von 1945 bis 2013 analysiert. Ziel war es, den Einfluss ethnischer Fragmentierung auf die Wahrscheinlichkeit und Intensität bewaffneter Konflikte empirisch zu überprüfen.

Wichtigste Ergebnisse:
Die logistische Regressionsanalyse zeigt einen signifikanten positiven Zusammenhang zwischen ethnischer Fragmentierung und der Wahrscheinlichkeit, dass ein Konflikt eine hohe Intensität erreicht. Konkret bedeutet dies: Je heterogener die ethnische Zusammensetzung eines Landes, desto höher ist das Risiko für eskalierende Gewalt.

Besonders deutlich wird dies in Afrika und Asien, wo sowohl die Fragmentierungswerte als auch die Anzahl der Konflikte am höchsten sind. Europa und Amerika weisen dagegen niedrigere Werte auf, was auf unterschiedliche historische, politische und soziale Kontexte hingewiesen wurde.

Was bedeutet das?
Ethnische Fragmentierung kann soziale Spannungen verstärken, politische Machtkämpfe entlang ethnischer Linien fördern und die Bildung stabiler Koalitionen erschweren. Diese Faktoren erhöhen das Konfliktpotenzial und können zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen.

Limitationen und Ausblick:
Trotz der signifikanten Ergebnisse erklärt die ethnische Fragmentierung nur einen kleinen Teil der Varianz in der Konfliktintensität. Weitere Einflussfaktoren wie wirtschaftliche Bedingungen, politische Institutionen, kulturelle und sprachliche Unterschiede spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Zukünftige Forschung sollte daher multidimensionale Ansätze verfolgen, die neben ethnischer auch religiöser und kultureller Fragmentierung sowie institutionelle Rahmenbedingungen berücksichtigen. Darüber hinaus sind zeitliche Dynamiken und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Fragmentierungsdimensionen zu untersuchen.

Fazit:
Die Studie liefert wichtige empirische Belege dafür, dass ethnische Fragmentierung ein relevanter Risikofaktor für bewaffnete Konflikte ist. Für die Friedensförderung bedeutet dies, dass politische Strategien die ethnische Vielfalt eines Landes aktiv einbeziehen und auf Inklusion sowie interethnischen Dialog setzen müssen, um langfristigen Frieden zu sichern



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Wie Wohlstand, ethnische Vielfalt und soziale Ungleichheit das Risiko bewaffneter Konflikte beeinflussen.

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