Wie Wohlstand, ethnische Vielfalt und soziale Ungleichheit das Risiko bewaffneter Konflikte beeinflussen.

Gewalttätige innerstaatliche Konflikte gehören zu den größten Herausforderungen für Frieden und Entwicklung weltweit. Doch was sind die Ursachen solcher Konflikte? Eine neue quantitative Studie liefert spannende Einblicke in die Rolle von wirtschaftlichem Wohlstand, ethnischer Fragmentierung und sozialer Ungleichheit.

Wirtschaftlicher Wohlstand als Friedensfaktor.

Die Analyse zeigt klar: Länder mit höherem Pro-Kopf-Einkommen sind tendenziell weniger anfällig für gewalttätige Konflikte. Wohlstand schafft bessere Lebensbedingungen und reduzierte wirtschaftliche Notlagen, die oft als Nährboden für soziale Spannungen dienen. Diese Erkenntnis bestätigt frühere Studien, etwa von Robert J. Barro und Paul Collier, die den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und politischer Stabilität betonen.

Ethnische Fragmentierung und erhöhtes Konfliktrisiko.

Ein weiterer zentraler Grund ist die ethnische Fragmentierung. Die Länder mit einer hohen ethnischen Heterogenität weisen ein deutlich erhöhtes Risiko für bewaffnete Konflikte auf. Die ethnische Unterschiede können starke Gruppenidentitäten fördern, die politische Mobilisierung und Konfliktbereitschaft begünstigen. Dabei erschwert ethnische Vielfalt die Bildung stabiler politischer Koalitionen und kann zu Ausgrenzung und Marginalisierung führen. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der Forschung von Fearon und Laitin.

Indikatoren: Log(BIP pro Kopf), ethnische Fragmentierung und soziale Ungleichheit. Die Balken zeigen die Richtung und Stärke des Einflusses auf die Konfliktwahrscheinlichkeit. Die rot gestrichelte Linie markiert den Nullpunkt.


Soziale Ungleichheit als zusätzlicher Risikofaktor.

Auch soziale Ungleichheit spielt eine wichtige Rolle. Die Studie zeigt, dass größere Einkommensunterschiede das Konfliktrisiko erhöhen, wenn auch in moderaterem Ausmaß als ethnische Fragmentierung. Die soziale Ungleichheit kann soziale Unzufriedenheit und politische Stabilität fördern, insbesondere wenn sie entlang ethnischer oder sozialer Linien verläuft. Dies unterstreicht die Bedeutung von sozialer Gerechtigkeit und fairer Ressourcenverteilung, wie sie auch Acemoglu und Robinson in ihren Arbeiten hervorheben.

Methodik und Datenbasis.

Die Untersuchung basierte auf Daten von 84 Ländern über den Zeitraum von 2000 bis 2021. Dabei wurden Daten aus dem Uppsala Conflict Data Program (UCDP), dem Historical Index of Ethnic Fractionalization (HIEF) und Luxemburger Einkommensdaten kombiniert. Mit Hilfe logistischer Regressionsmodelle wurde die Wahrscheinlichkeit von bewaffneten Konflikten in Abhängigkeit von den drei Faktoren analysiert. Das Modell zeigte eine gute Vorhersagekraft mit einer Genauigkeit von 75 %.

Fazit: Ein integrierter Ansatz für Frieden und Stabilität.

Die Studie macht deutlich, dass wirtschaftlicher Wohlstand, ethnische Vielfalt und soziale Ungleichheit signifikante Determinanten für das Risiko bewaffneter Konflikte sind. Für politische Entscheidungsträger bedeutet dies, dass Maßnahmen zur Förderung wirtschaftlicher Entwicklung, zur Reduzierung sozialer Ungleichheit und zur Förderung interethnischer Inklusion entscheidend sind, um langfristig Frieden und Stabilität zu sichern. Nur durch einen integrierten Ansatz, der ökonomische, soziale und ethnische Faktoren gleichermaßen berücksichtigt, können die komplexen Ursachen von Konflikten wirksam adressiert werde

Quellen:

1.Uppsala Conflict Data Program. (2025). UCDP Conflict Encyclopedia. www.ucdp.uu.se

2.Drazanova, L. (2020). Historical Index of Ethnic Fractionalization Dataset (HIEF). Journal of Open Humanities Data, 6(1)

3. https://dart.lisdatacenter.org/ accessed 24.07.2025

4. Barro Robert J. Economic Development and Political Instability.1997

5. Collier P. The Bottom Billion: Why the Poorest Countries Are Failing and What Can Be Done About It.2007

6. Fearon J.D and Laitin D. Ethnicity, Insurgency, and Civil War.2003 7. Acemoğlu D and Robinson James A. Why Nations Fail.2012

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Territoriale Konflikte weltweit: Eine umfassende Analyse.(1946-2024)

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Ethnische Fragmentierung als Treiber bewaffneter Konflikte? – Eine quantitative Analyse.