Zwischen Protest und Sozialstaat: Wo sich BSW- und AfD-Wähler überschneiden – und wo nicht.
Die politische Landschaft in Deutschland wandelt sich. Besonders spannend ist dabei die mögliche Überschneidung zwischen den Wählerlagern der AfD und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) . Zwei Parteien, die auf den ersten Blick weit auseinanderliegen, haben nach doch größere Schnittmengen, als man vermuten könnte.
Die überraschende Nähe.
Eine aktuelle Analyse von YouGov https://yougov.de/politics/articles/52701-in-welchen-fragen-sich-afd-und-bsw-wahlerinnen-und-wahler-ahnlich-sind-und-in-welchen-nicht beleuchtet die Gemeinsamkeiten im Denken von BSW- und AfD-Anhängern. Die vorliegende Analyse kombiniert die Daten von YouGov mit meiner eigenen Forschung zur Wählertypologie im Hinblick auf die Wahlen 2025 https://www.decodepolitic.com/blog/the-perfect-switching-voter-in-germany-s-multi-party-system-2025.
Es gibt durchaus "Korridore", in denen sich die Wähler beider Parteien treffen. Gleichzeitig existieren aber auch unüberbrückbare Gegensätze, die einen massiven Wechsel von Wählern unwahrscheinlich machen.
Wo sich BSW- und AfD-Wähler einig sind.
Ein zentraler Punkt, der beide Wählergruppen vereint, ist die Unzufriedenheit mit der Migrationspolitik. Sowohl AfD- als auch BSW-Wähler empfinden die aktuelle Situation als Kontrollverlust, beklagen eine Überlastung und fordern eine konsequente Begrenzung der Zuwanderung. Diese Kritik geht Hand in Hand mit einer grundlegenden Protesthaltung gegen das politische Establishment: Viele Wähler wollen "denen da oben" ein deutliches Signal senden.
Meine eigene Analyse der Wählertypologie bestätigt diesen Befund. Gerade im BSW-Milieu gibt es "linke Traditionalisten", also Wählergruppen, die zwar sozialpolitisch links orientiert sind, aber in Fragen der Migration und nationalen Identität ähnliche Ansichten wie die AfD haben.
Die unüberbrückbaren Gräben.
Trotz der Gemeinsamkeiten in der Migrationsfrage gibt es deutliche Unterschiede zwischen BSW- und AfD-Wählern in anderen Politikfeldern:
Sozialpolitik: Hier liegen Welten zwischen den beiden Parteien. BSW-Anhänger fordern einen starken Sozialstaat, höhere Löhne und eine Umverteilung des Reichtums. AfD-Anhänger befürworten zwar auch soziale Leistungen, betonen aber eine „national-solidarische“ Ausrichtung.
Fazit.
Die Kombination aus YouGov-Daten und meiner eigenen Analyse zeigt: Der wichtigste Berührungspunkt zwischen BSW- und AfD-Wählern liegt in der Migrationspolitik und der Protesthaltung gegen das Establishment. Trotzdem bleiben die Gräben in anderen Politikfeldern, insbesondere in der Sozialpolitik bestehen.
Das bedeutet: Ja, das BSW birgt ein gewisses Potenzial für die AfD – aber nur in einem begrenzten Segment, nämlich bei migrationskritischen Arbeitnehmern, die sich zunehmend von der traditionellen linken Sozial- und Friedenspolitik abwenden. Die Zukunft wird zeigen, ob es der AfD gelingt, dieses Potenzial tatsächlich auszuschöpfen.