Armut und bewaffnete Konflikte: ein unterschätzter Zusammenhang.

Jeden Tag sterben Menschen in bewaffneten Konflikten. Allein im Jahr 2023 wurden über 100.000 Menschen getötet, Millionen sind auf der Flucht. Aber warum brechen in manchen Ländern immer wieder Kriege aus, während andere stabil bleiben? Was haben Syrien, Jemen und Afghanistan gemeinsam? Unsere aktuelle Analyse zeigt: Armut ist ein entscheidender, aber oft unterschätzter Risikofaktor für das Entstehen von Gewaltkonflikten.

Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache.

Wir haben Armutsquoten, Arbeitslosenquoten und die UCDP-Konfliktdaten für alle verfügbaren Länder und Jahre zusammengestellt. Das Ergebnis ist eindeutig:

  • In Jahren ohne bewaffneten Konflikt lag die durchschnittliche Armutsquote bei 13,9 %.

  • In Jahren mit Konflikt liegt sie bei 24,2 % – also fast doppelt so hoch.

Eine logistische Regressionsanalyse bestätigt:

  • Jeder Anstieg der Armutsquote um einen Prozentpunkt erhöht die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines bewaffneten Konflikts um etwa 2 %.

  • Ein Land mit 40 % Armutsquote hat damit etwa doppelt so hohe Konflikt-Odds wie ein Land mit 5 % Armut.

Armut als Brandbeschleuniger: Die Folgen für die Gesellschaft.

Armut ist mehr als ein soziales Problem – sie ist ein Brandbeschleuniger für gesellschaftliche Spannungen und Gewalt. Wo viele Menschen in Perspektivlosigkeit leben, wächst die Gefahr, dass Konflikte eskalieren.

Grenzen der Analyse.

Natürlich ist der Zusammenhang komplex: Konflikte können auch Armut verstärken, und nicht alle Länder mit hoher Armut erleben Gewalt. Dennoch ist die Botschaft klar:
Armutsbekämpfung ist nicht nur ein humanitäres, sondern auch ein sicherheitspolitisches Ziel.

Fazit

Wer Frieden will, muss Armut bekämpfen. Investitionen in Bildung, soziale Sicherheit und wirtschaftliche Teilhabe sind der beste Schutz vor Gewalt und Instabilität.


Quellen:

https://ucdp.uu.se/encyclopedia

https://data.worldbank.org/

https://hdr.undp.org/

Previous
Previous

Die Wiederkehr der Ausgrenzung: Mechanismen der Feindbildkonstruktion im historischen und aktuellen Kontext.

Next
Next

Jenseits des Schlachtfelds: Was treibt die steigenden Militärausgaben in Zeiten relativen Friedens?